
Beim Rüthener Schnatgang lebten viele Erinnerungen auf. Humor und Festigungen der Ortskontakte kennzeichneten Grenzkontrolle
An der Glockenbuche trafen die Schnatgänger auf die Grenznachbarn aus Kallenhardt. Die Begrüßung fiel ebenso derb wie herzlich aus, anschließend zogen alle entlang des weiteren Grenzverlaufes zu dem Zielplatz auf dem Eulenspiegel

„Die Übergabe der Standarte an den Jungschützenverein symbolisierte die Berechtigung, die Grenzen der Stadt zu kontrollieren“, erklärte Bürgermeister Peter Weiken zu Beginn des Rüthener Schnatganges 2010. Darüber hinaus war die Grenzkontrolle entlang einer Teilstrecke der Rüthener Stadtgrenzen weit mehr: Pflege der Gemeinschaft unter den Bürgern der Stadt und zu den Grenznachbarn.
In diesem Sinne waren rund 200 Rüthener Grenzgänger nebst berittener Begleitung vom Reiterverein Rüthen, einem Planwagen, folgsamer Hunde und dem Haarmännchen unterwegs, um die Grenzen der Stadt zwischen dem Startpunkt an der „Neuen Hütte“ und dem Ziel auf dem Eulenspiegel zu prüfen.
Ausgerichtet wurde der Zug von den Jungschützen im Auftrag der Stadt. Beim Treffpunkt am Marktplatz galt der Gruß von Oberst Sebastian Becker u.a. Ortsvorsteher Hubert Sauerborn, Pfarrer Bernd Götze, Vertreteren der Ratsparteien und verschiedener Vereine sowie dem Bundestagsabgeordneten Bernhard Schulte-Drüggelte und den Landtagmitgliedern Werner Lohn und Hubert Kleff. Auf der Schnat gab es Treffen mit Grenznachbarn aus Scharfenberg, Altenrüthen, Kallenhardt und Brilon. Mit Bussen ging es von der Stadtmitte ins Bibertal, von wo die Schnat musikalisch begleitet von dem Tambourcorps Rüthen Richtung „Hohe Warte“ zog, um dort Scharfenbergs Ortsvorsteher Klaus Götte nebst der charmanten Schützenkönigin Tina Gödde und Oberst Gerhard Aust zu treffen. Klaus Götte machte in seinen Grußworten bewusst, wie gut es den Menschen heute gehe und fragte, ob angesichts der Energiefrage Streitigkeiten um das Holz wohl wirklich endgültig der Vergangenheit angehören.
Wohl nicht jeder Teilnehmer der Schnat hatte als nächsten Grenznachbarn auf diesem Teilstück der Stadtgrenzen Altenrüthen vermutet. Aus altem Recht, vermutlich noch auf kirchliche Liegenschaften zurückgehend, machte das Haardorf aber so auf seine waldreiche Vergangenheit aufmerksam, wie Ortsvorsteher Heinz-Werner Klaus sagte. Zur Mittagsrast traf man sich mit Nachbarn aus Kallenhardt - die Briloner Freunde ließen verhindert Grüße ausrichten - an der Glockenbuche, wo früher Gericht gehalten wurde. Ortsvorsteher Dietmar Kruse erinnerte an derbe Grenzstreitigkeiten im 18. Jahrhundert mit Rüthen ebenso wie mit Antfeld und wurde für seine humorige Feststellung „Es sind Eselsköppe und bleiben Eselsköppe“ von Bürgermeister Peter Weiken auf ähnlich derbe Weise gekontert. Über den Kalvarienberg ging es zum Eulenspiegel. Am Standort der ehemaligen Birkenhütt umrahmten die Bergstadtmusikanten dann das Finale des Schnatgangs.
der Patriot vom 07.04.2010